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Manchmal habe ich den Eindruck, die Politik – oder das, was sich dafür hält. gehalten wird – will nicht akzeptieren, dass die Gesellschaft sich grundlegend verändert hat, seitdem die IV gegründet wurde in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, auf dem Peak eines Booms, der sich in dieser Art bisher nicht wiederholt hat.

Vergessen hat man offenbar auch den historischen Hintergrund der Sozialversicherungen in der Schweiz, die Kampfparolen der Arbeiterbewegung im Generalstreik von 1918 gewesen sind, und in der Folge dieser geselslchaftspolitischen Verwerfung schliesslich mit einigen Jahrzehnte Verspätung institutionalisiert worden sind.

Schon seit den siebziger Jahren wird sichtbar und spürbar, einerseits das, was man »Überalterung« genannt hat, ein Umstand der sich schlicht daraus ergibt, dass ein grosser Teil der Arbeitskraft dieses Stadtstaates – dann was anderes ist die Schweiz überhaupt, wenn nicht ein vervorstädterte Agglomeration rund um ein paar unwirtliche Berge, die sich allenfalls für Skilaufen im Winter und Wandern im Sommer eignen? Demographie auf einer nationalstaatlichen Ebene betrieben macht in einer globalisierten Welt etwa gleichviel Sinn, wie wenn man die Altersverteilung einer Strasse oder eines Hauses untersuchte, um daraus sozialpolitische Postulate abzuleiten. Sozialpolitik kann nur dort betrieben werden, wo ein politischer Rahmen besteht, der sich mit dem Verhalten der Menschen ungefähr deckt. Das ist schon lange nicht mehr der Fall, im Hinblick auf das, was man »Nationalstaat« genannt hat.

Seitdem der Globalisierungsprozess die Schweiz erreicht hat, die sich durch ihr europäisches Abseitsstehen selbst in eine äusserst prekäre wirtschaftliche Situation gebracht hat, hat die Deindustriealisierung des Landes sich stark beschleunigt, während andererseits nun die Rationalisierung des Finanzdienstleistungsssektors begonnen hat.

Arbeitsplätze, ganze Berufe verschwinden, verdunsten, lösen sich einfach auf in nichts.

Es wird niemanden erstaunen, dass sich dies auch in den Krankheitsbildern der Bevölkerung niederschlägt und in einer Zunahme von Arbeitsunfähigkeit.

Man kann einen Grossteil dieser Phänomen aus dieser geselshaftlichen Dynamik heraus erklären, ohne gleich die Hypothese des Missbrauchs zu fokussieren. Dennoch ist genau dies geschehen, nach der Regel, dass Nahsicht sich tendendziell gegen Weitsicht in Handlungsräumen, die noch nicht vollständig durchzusetzen vermag.

Die politischen Parteien streiten sich über die Schuldenreduzierung bei der IV, die einen wollen ihr »überflüssiges« Geld schenken, die anderen wollen es ihr auch geben, aber zuerst soll sie sparen.

Der Artikel in der heutigen NZZ , Seite 14, wiederspiegelt ganz ausgezeichnet, die Impotenz der instituionaliserten politischen Kräfte, irgendetwas zur Lösung eines Problems beizutragen, zu dessen Urherbern sie selbst gehören. Jede Phantasie für eine Lösung ist ihnen abhanden gekommen, alle sehen nur noch ein Leitmotiv, das Sparen heisst.

 

Ein wirklich böser IV-Renter

Auf Seite 51 dieser NZZ wird die Geschichte eines bösen IV-Rentners erzählt, der seine psychisch  kranke Freundin in den Selbstmordgetrieben haben soll, indem er ihr nachdem sie Suizidabsichten geäussert hatte, eine tödliche Mixtur aus Schlafmitteln, Methadon und Fruchsaft zubereitete und sie nötigte, zu trinken, mit dem Argument, sie solle sich endlich entscheiden, ob sie leben wolle oder nicht.

Nachdem die Frau gezögert hatte, trank sie und starb.

Der IV-Rentner hob das Geld (39'000 Franken) ab und verrreiste nach Hamburg, wo er das Geld auf der Reperbahn ausgab. Acht Monate später wurde er verhaftet, weil man in seinem Umfeld auf seinen ausschweifenden Lebenswandel aufmerksam geworden war.