Ein 57jähriger Mann fühlt sich an seiner staatlichen Arbeitsstelle gemobbt und beschließt seine Vorgesetzte zu erschiessen. Im letzten Moment entdeckt seine Frau dieses Vorhaben, sie kann die Tat verhindern und erreicht, dass ihr Mann sich freiwillig in psychiatrische Behandlung begibt.
Als Patient der psychiatrischen Uniklinik Basel begeht er zwei Monate später einen schweren Unfall, indem er mit seinem Motorrad in ein anderes Auto hineinfährt.
Der Unfall geschieht, weil er wegen der viele Medikamente, die er einzunehmen hat, seine Zurechnungsfähigkeit eingebüßt hat.
Er erleidet eine Hirnquetschung und einen Bruch des Oberschenkels.
Seither leitet der Mann unter einem »organischen Psychosyndrom nach Schädelhirntrauma«. Er ist arbeitsunfähig und bezieht eine IV-Rente.
hony soit qui mal y pense.
Es wäre zynisch, diese menschliche Tragödie als eine Art klassenkämpferischen Rohrkrepierer zu lesen. Dennoch handelt es sich um eine Auseinandersetzung am Rande der Institution Lohnarbeit und es zeigt sich, dass die Interaktanten offenbar in keiner Art und Weise in der Lage gewesen sind, miteinander im Rahmen dessen umzugehen, was hierzulande im Alltagsverständnis als »normal« verstanden wird.
Die einzige Person, die in dieser Geschichte in diesem Sinne»normal« ist, die die Frau, die ihrem Mann den Mord an seinem Vorgesetzten auszureden vermag und ihn überzeugt, sich in psychiatrische Behandlung zu begeben.
Was immer dort passiert wissen wir nicht.
Es gelingt diesem Psychiatriespital jedenfalls nicht, die selbstzerstörerische Drift des Mannes so zu stoppen, dass kein Schaden mehr entsteht.
Der Unfall, in den er verwickelt wird, macht ihn zu einem Invalidenrentner.
Diese Geschichte zeigt exemplarisch, wieso das Suchen nach monokausalen Erklärungen fasst immer zu hilflosen Erklärungen führt und eine plurikausale Erklärung nicht weiter hilft.
Auch der Rekurs auf die psychische Labilität des Mannes führt in der Erklärung nicht wirklich weiter, denn offensichtlich ist diese durch das soziale Umfeld formbar und beeinflussbar.
Übrig bleibt eine traurige Geschichte über einen verhinderten Mord um den Preis eines sich selbst zerstörenden Lebens.
Was immer diese Geschichte alles zu bedeuten vermag, eines ist gewiss:
Es ist eine Geschichte unserer Zeit, unserer Kultur und unserer Gesellschaft. Und nur als solche sollte sie uns interessieren.