Das im Zeitungsartikel genannte Beispiel entspricht einem häufig vorzufindenen Muster. Es erzählt ie Geschichte einer langsam ausbrennenden 50 jährigen Sekretärin, die sich nach einer Phase vollständiger psychischer Erschöpfung in der Beschäftiung einer stationären Psychiatrie wiederfindet, wo die Einrichtung ihren PatientInnen eine Tagesstruktur anbeiten will. Dort webt sie Teppiche und malt Mandalas. Später kann sie in der so genannten Arbeitstherapie, Arbeit macht bekanntlich frei, am material Holz arbeiten. Sie lernt sich wieder zu konzentrieren, sich selbst gleichsam erneut zu erfinden und zu stabilisieren und kann nach einer gewissen Zeit die Einrichtung verlassen und vorerst mit einem halben Pensum an ihre alte Stelle zurückkehren.
Im ganzen Artikel wird nicht thematisiert, wie es kommt, dass bestimmte Menschen in ihren Arbeitssituationen krank werden, es wird nicht darüber gesprochen, dass man vielleicht die Arbeitsbedingungen dieser Patientin hätte so beeinflussen können, dass sie nicht krank geworden wäre.
Die Probleme erscheinen als Probleme individualisierter Personen.
Die Vorstellung, dass Menschen als Personen sich in einem sich relational verantwortenden Gespräch mit anderen gleichermassen sich verhaltenden Menschen befinden, dass solche Gespräche entlang von bestimmten durch die gesellschaftlichen Strukturen und ihre Selbstdeutungen stabilisierten Machtbalancen entwickeln, dass schliesslich aufgrund solcher prästabilisierter Verkehrsformen sich Rollen, das sind Verhaltenserwartungen, an denen sich die TrägerInnen dieser Rollen und ihrer respektiven Umwelten, orientieren, solche Vorstellungen tauchen in den Äusserungen der im Artikel zitieren SpezialistInnen nicht mehr auf. Vielmehr heisst es dort:
»Wir müssen unsere Patienten (Frauen sind offenbar generisch immer mitgemeint/ eog) auf Arbeitsplätze in geschützten Werkstätten und auf dem freien Arbeitsmarkt vorbereiten«, so wird Paul Karsen zitiert, der die medizinisch-therapeutischen Dienst der UPK ind Basel leitet.
Alle Lernleistungen und Anpassungsleistungen werden den PatientInnen abverlangt, denn diese sind es, das ist manifest, die dem Druck ihrer Arbeitsstätten nicht zu standhalten vermochten.
Implizit wird hier untergründig diesen Menschen die Verantwortung für ihrer Erkrankung – und den gesellschaftlichen Ärger, den sie dadruch verursachen – zu geschoben. Eine gewiss unbeabsichtigte und niemals reflektierte Folge eines auf Kant zurückgehenden Verständnisses des Menschen als eines selbstverantwortlichen Subjekts.