Die Gewinn sind auf die gute Anlagenperformanz von mehr als 6 % zurückzuführen, welche die Fondsmanager mit dem AHV-Geldern erwirtschaftet haben. Da die IV am Anlageerfolg nicht beteilitgt ist (man fragt sich, was die die guten Gründe dafür sind), zeigt das Umlageergebnis ein Defizit von 1,5 Mia SFR.
Trotz der Gewinne aus der Anlagenperformanz von AHV und EO ist die Gesamtbilanz der drei Sozialwerke mit einer halben Milliarde negativ.
Das heisst, dass weiter Sparen angesagt ist.
NZZ (2.3.05) Forschung und Technik, Seite 65
«Von der äusseren zur inneren Körpermessung. Kriminalistische Identifikation im Spiegel der Forschung».
Der Artikel interessiert mich, habe ich doch vor rund dreissig Jahren mich ausführlich mit der Geschichte der Kriminologie im 19. Jahrhundert befassst. Sie war voll mit inneren und äusseren Ätiologien, durchaus empirisch und voller Scheinkorrelationen.
Körpermasse, Pysiognomie, Gehirnmassen, Gehirnkarten wurden zur Erklärung von Kriminalität ebenso herbeigezogen, wie Wetterdaten, Mostproduktion usw. Man suchte nach Charaktereigenschaften, die mit Kriminalität in Beziehung gesetzt wurden. Lokale Tempramente von bestimmten Menschlägen wurden evaluiert, aber auch lokale Eigenarten, wie etwa der Mostkonsum, den es ja nicht überall gab, wurden in die Berechnungen einbezogen. Mirgationsaspekte wurden untersucht usw.
Es bestehen ganze Bibliotheken mit empirschen Untersuchungen. Ihnen ist gemeinsam, dass sie einem Fehler in der logischen Typisierung aufsitzen.
Kriminalität kann per definitionem nicht die eine Eigenschaft eines Menschen sein, sondern ist immer Verhalten, das unter bestimmten Prämissen in bestimmten Kontexten bewertet wird.
Wer beim Monopoly betrügt, der mogelt nur im Spiel, wer die Bahnhofsstrasse aber unter Vorspiegelung falscher Tatsachen verkauft, der betrügt.
In beiden Fällen ist das Verhalten das gleiche, beide Verhalten werden negativ sanktioniert, beim ersten Fall lacht man darüber oder wird so wütnd, dass man das Spiel abbricht, beim anderen Beispiel ist das Vergehen strafrechtlich relevant. In beiden Fällen werden Grenzen überschritten, und wie wir wissen gibt es durchaus eine Maxime in unserer Kultur, dass Grenzen da sein, überschritten zu werden. Der Komparativ, der «höher», «schneller», «weiter», operationalisiert in der ständig verbesserten Perfomance wirtschaftlicher Unternehmen, zweistelligen Kapitalrenditen usw. ist das Gleichmass unserer Kultur geworden, an dem alles gemessen wird. Dieses Gleichmass ist nur durchzuhalten, wenn Grenzen ständig verschoben und übeerschritten werden. Es ist dehalb immer arbiträr, was als ein Verbrechen gewertet wird und was allenfalls eine «wagmutige Tat» ist.
Platon würde in der Schweiz zu Sokrates ins Gefängnis gesteckt, wegen Pädophilie, wo die beiden auf eine ganze Reihe weiterer Geistesgrössen und Politiker aus dem Altertum treffen würden. Während man hierzulande Homosexuelle früher einfach verbrannt hat, dürfen sie heute heiraten. Ausgelebte Sexualität mit Kinder ist in dieser Kultur, auf dem Hintergrund menschenrechtlicher Grundsätze ein Offizialdelikt. Aber es kommt dennoch vor. Das Verhalten der Menschen hat sich in Bezug auf diese Sachverhalte nur wenig verändert, wohl aber die gesellschaftliche und kulturelle Bewertung desselben.
Verhalten ist grundsätzlich keine Eigenschaft eines einzelnen Menschen, sondern wie der Begriff es sagt, ein sich mit anderen Menschen in Beziehung setzenk, da es kein menschliches Tun gibt, geben kann, das ausserhalb eines bestimmten kulturellen Kontextes erfolgen könnte. Was aber innerhalb kultureller Kontexte erfolgt, das ist immer ein Tun zusammen mit Menschen, selbstdann wenn man scheinbar alleine ist. Es lässt sich auch so sagen, wo ein Mensch ist, hängt die ganze Menschheit mit bei. Das ist möglicherweise auch der hintergründige Sinn des Spruches aus dem Denken der jüdischen Religion heraus, dass wer einem einzigen Menschen das Leben gerettet hat, eine ganze Welt gerettet hat.
Dieses sich mit anderen Menschen in Beziehung setzen, das wir an verschiedenen Orten in der Gesellschaft und zu verschiedenen Zeiten jeweils anders verstanden.
Interessant an dem erwähnten NZZ-Artikel ist das, was nach der Ueberschrift «Umstrittene «Psychopathie» steht.
«Seit etwa einem Jahrzehnt nun ermöglichen weitere Fortschritte in der molekularbiologischen Forschuung einen Zugriff auf das Innere des Körpers. Mit modernen Bildgebungsverfahren wie der Positronen-Emissions-Tomographie lässt sichdie Aktivtät der Gehiernzellen abbilden. Neurowissenschaftler und Psychiater nahmen dass zum Anlass, in der Tradition Lombrosos nach den biologischen Grundlagen von Kriminalität zu suchen. Im Mittelpunkt der zahlreichen Untersuchungen, die in der führenden Internet-Zeitschrift «Crime Times» (www.crime-times.org) aufgelistet sind, stehen Menschen mit einer Psychopathie, bzw. Antisocial Personality Disorder. Die neurobiologischen Befunde zum umstrittenen Krankheitsbild «Psychopathie» komen unter anderem zum Ergebnis, dass eine gestörte Regulation der Emotionen im limbischen System und in den präfontalen Hirnarealen vorliege. Ein gestörtes Sozialverhalten, fehlenden Impuls- und Aggressivitätskontrolle würden demnach mit einer Veränderung der Hirnfunktion und Hirnstruktur einher gehen – Kritiker wie der Grazer Rechtsphiolosoph Peter Strasser geben zu bedenken, dass diese Befunde für den Umgang mit den Straftätern weitreichende Folgen haben werden, da behauptet wird, die Störungen im Gehirn seien angeboren. Damit wird auch die Schulfähigkeit der Straftäter in Frage gestellt. führende Neurowissenschaftler wie Roger D. Hare von der University of British Columbia, Vancouver, halten daher interaktive Therapieangebote und Resozialisierungsprogramme für sinnlos. Die Konsequenzen einer solchen Sichtweise liegen auf der Hand: Kriminelle, die für ihr Handeln nicht verantwortliche gemacht werden könnenm, werden nicht mehr zum Zweck der Strafe, sondern aus rein prophylaktischen Gründen – ohne Aussicht auf Rückkehr in ein Leben in Freiheit – weggesperrt.
Als weitere Kritik wird angeführt, dass die molekularbiologischen Hirnuntersuchungen methodisch zu wünschen übrig lassen. Weder weiss man etwas über die funktionale Gewichtung und das Zusammenspiel der vielen Millionen Nervenverbindungen in den untersuchten Hirnarealen, noch kennt man die Zusammenhänge zwischen zwischenelektro-physiologischen und biochemischen abläufen einerseits, und Bewusstseinsvorgängen, Motivation, Wille und Sozialverhalten andererseits».
Es sind immer die gleichen Muster, dem diese Überlegungen folgen. Es ist die Suche nach der causa prima, nach dem die Dinge und die Verhältnisse bewegenden Grund, mit der Folge, dass Menschen anfangen Gott zu spielen. Und immer wenn sie solches versuchen, dann geht es schief.
Folgte man der Logik der Hirnforscher, dann hätten alle Kriminellen, also Autoraser, Diebe, Mörder usw. eine IV-Rente zugute, so denn in ihrem Hirn nachgewiesen werden könnte, dass sie im wesentlichen nicht anders konnten.
Sie wären dann ganz sicher keine Scheininvaliden, da ja ihre Hirne sich unterscheiden von denen, die nicht rasen, sondern «hirnorganisch Geschädigte».
Aber mutatis mutandis liesse sich das alles auch für Manager sagen usw.
Die bester Prävention in dieser Argumentationslogik wäre das ständige Scannen der Hirnstrukturen, um die «Gesellschaft» vor ihren Absonderlingen zu schützen.
Am Ende dieses Argumentes würde man endlich die vollkommene Gesellschaft erreicht haben, jene ohne Menschen, da sich alle Hirne in pathologischer Art und Weise voneinander unterscheiden lassen, wenn man nur fein genug misst.
Kriminalität wäre dann wieder zu dem geworden, was sie schon immer war, eine Frage der Kalibrierung der bewertenden Instanz.